Zurück in die Vergangenheit
Mehr als 8 Jahre ist Windows XP inzwischen alt und bei der Rückkehr in das angestaubte User Interface mussten wir feststellen, dass man sich doch recht schnell an die neue Umgebung von Windows 7 gewöhnt hatte. In Windows XP wurde vor allem die vereinfachte Navigation über die Favoriten und die Bibliothek vermisst. Dass man Einträge in der Taskbar nicht mehr einfach verschieben konnte war zwar nur ein kleines Ärgernis, doch die Icons neben der Uhr konnte man nicht mehr durch simples Ziehen verschwinden lassen.
Auch bei der Treiberinstallation sah es in Windows XP etwas anders aus. Im Gegensatz zu Windows 7, muss bei Windows XP jeder Treiber per Hand installiert werden. Ist man bei Windows 7 an das Internet angeschlossen, stehen die Chancen sehr gut, dass die richtigen Treiber automatisch heruntergeladen werden. Teilweise funktionieren diese dann sogar besser als die Treiber der eigentlichen Hersteller.
Beim Wechsel zu Windows XP fiel ein Unterschied allerdings positiv auf: Alle Systemeinstellungen konnten wesentlich unkomplizierter vorgenommen werden und die Systemsteuerung ist sehr übersichtlich. Die Systemsteuerung von Windows 7 lässt sich zwar auf eine klassischere Ansicht umstellen, aber im Anschluss werden die Icons in Spalten und nicht in Reihen sortiert. Sobald man also die Breite des Fensters ändert, ändert sich auch der Ort aller Icons in der Systemsteuerung.
Windows 7 Leistungstest
Wir haben die Leistungsfähigkeit der unterschiedlichen Betriebssysteme mit verschiedenen Benchmarks gemessen. Folgende Programme kamen hierfür zum Einsatz:
Alle Tests wurden mindestens 3-mal durchgeführt und im Anschluss wurde der Durchschnitt der Ergebnisse gebildet. Das Testsystem hat folgende Spezifikationen:
- GIGABYTE GA-EX38-DS4 Mainboard (nicht mehr erhältlich)
- 2 x 2GB (2er Kit) CORSAIR Dominator Series (TWIN2X2048-8500C5D)
- THERMALRIGHT IFX-14
- 500GB SAMSUNG HD501LJ SpinPoint T166
- CORSAIR HX Series HX620W (CMPSU-620HXEU)
- INTEL Core2 Duo E8400 (BX80570E8400)
- SAPPHIRE Radeon HD4890 TOXIC (11150-01-xxR)
Installationsdauer
Betrachtet man die Installationsdauer der verschiedenen Betriebssysteme, so setzt sich Windows 7 an die Spitze ab. Zwar liegt Windows XP mit 23 Minuten nicht weit dahinter, doch hier müssen noch zahlreiche Treiber installiert werden. Daher ist der eigentliche Unterschied noch größer. In allen weiteren Benchmarks wurde dann mit diesen frischen Installationen gearbeitet.
Die Windows Vista Installation verlief nicht ohne Probleme. So musste der Rechner 2-mal manuell neugestartet werden und als es dann zur ersten Eingabe kommen sollte, reagierten weder Keyboard noch Maus. Nachdem alle unnötigen USB-Geräte (z.B. Card-Reader und USB-Hub) abgesteckt waren und Maus bzw. Keyboard neu angesteckt wurden, funktionierte die Eingabe jedoch wieder.
Bootzeit
Bootzeit zu messen ist etwas kompliziert, da man nicht genau weiß, wann der Vorgang abgeschlossen ist. Wir haben uns daher dazu entschieden, bis zu dem Zeitpunkt zu messen, an dem man auf dem Desktop arbeiten konnte (z.B. Ordner erstellen, Dateien verschieben, Dateien umbenennen). Hier war kein nennenswerter Unterschied zwischen einer frischen Windows 7 und einer frischen Windows XP Installation feststellbar. Windows Vista war jedoch knapp 10 Sekunden schneller, was wahrscheinlich mit der Platzierung der entsprechenden Partition auf der Festplatte zusammenhängt.
Synthetische Benchmarks
Cinebench R10
Cinebench ist ein Benchmarking-Tool, welches nicht nur sehr gut für mehrere Kerne optimiert wurde, sondern auch eine separate 64-Bit Ausführungsdatei mitliefert. Unter Windows 7 und Windows Vista wurde folglich mit der 64-Bit Version von Cinebench gearbeitet und die Performance-Gewinne sind doch deutlich:
Beim OpenGL-Test steht noch immer Windows XP an der Spitze, wie wir es auch schon bei dem Test im Mai feststellen mussten. Obendrein veränderte sich die Punktzahl im OpenGL-Test unter Windows 7, wenn man von einem der Aero-Desktop-Themes zu einem klassischen Theme wechselte:
SuperPI
Mit SuperPI haben wir Pi auf 4 Millionen Nachkommastellen berechnet.
SuperPi ließ sich unter Windows Vista nicht ausführen. Das Programm stürzte ab, kurz nachdem die Berechnungen anfingen. Wäre von SuperPi eine 64 Bit-Version vorhanden, könnte sich Windows 7 auch hier von Windows XP abheben, da es sich wieder um Berechnungen mit großen Integer-Zahlen handelt, da SuperPi aber nur eine 32 Bit-Ausführungsdatei liefert, gibt es keinen nennenswerten Unterschied zwischen Windows 7 und Windows XP.
Spiele-Performance
Street Fighter 4
Der erste Spielebenchmark, den wir durchgeführt haben, war Street Fighter 4. Capcom liefert den Benchmark als eigenständiges Benchmarking-Tool und daher eignet sich das Program gut, um wiederholbare Messungen durchzuführen. Wir testeten bei einer Auflösung von 1920 x 1200 Pixeln und den höchstmöglichen graphischen Einstellungen.
Windows 7 konnte hier einen vernachlässigbaren Vorsprung von 4 fps herausarbeiten. Da die Werte weit jenseits der 60 FPS-Marke liegen, macht dies jedoch in der Praxis keinen Unterschied aus.
Far Cry 2
Als nächstes war Far Cry 2 an der Reihe. Auch hier wählten wir eine Auflösung von 1920 x 1200 Pixeln und die höchstmöglichen Einstellungen. Auf der Karte „ranch small“ kam unser Testsystem bereits ordentlich ins Schwitzen.
Hier ein paar Details über den Verlauf des Far Cry 2 Benchmarks:
Windows 7:
Windows Vista:
Windows XP:
Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Betriebssystemen sind bei den durchschnittlichen Frameraten wirklich marginal und somit vernachlässigbar, wobei bei den mininalen Frameraten Windows XP 0,9 FPS schneller war. Letzteres macht aber auch keinen realen Unterschied, da 19,5 FPS genauso schlecht bzw. gut spielbar ist, wie 20,4 FPS. Unter Windows 7 haben wir außerdem den Unterschied zwischen DirectX 9 und DirectX 10 ermittelt (erneut mit höchstmöglichen Details):
Der Wechsel zu DirectX 10 bringt hier einen klaren Leistungsgewinn und damit ist Windows 7 mit DirectX 10 dann etwa 18 % schneller als Windows XP mit DirectX 9. Auch bei der für das Spielgefühl äußerst wichtigen minimalen Framerate bringt DirectX 10 eine Leistungssteigerung.
H.A.W.X.
Um bei HAWX den Benchmark auszuführen, navigiert man in das Grafikmenü und klickt auf “Leistungstest”. Im Anschluss durchläuft das Programm eine vorher festgelegte Testprozedur und teilt dem Nutzer schließlich die durchschnittliche und maximale Framerate mit. Leider wird die minimale Framerate nirgendwo erwähnt.
Auch wenn bei den maximalen Frameraten augenscheinlich große Unterschiede aufklaffen, ist die Praxisrelevanz gering. Es würde beim Spielen auch keinen Unterschied machen, ob man 200 FPS oder 2000 FPS rendert, da es am Ende durch die vertikale Wiederholfrequenz des Monitors limitiert wird (in den meisten Fällen heute 60 Hz). Um Tearing zu vermeiden schaltet man außerdem die vertikale Synchronisation (VSYNC) ein und spätestens dann ist jedes Ergebnis über 60 FPS gleichermaßen akzeptabel.
Auch bei HAWX gibt es einen DirectX 10 Modus, wobei man dafür eine separate Ausführungsdatei verwenden muss und im Anschluss die graphischen Detailstufen sogar noch erhöhen kann. Wir haben also im Anschluss noch mit maximalen DirectX 10 Details getestet, wobei Windows XP hier natürlich nicht unterstützt wird.
HAWX – DirectX 10 (maximale Details)
Aus unbekannten Gründen kann klafft hier ein großer Unterschied zwischen den Ergebnissen von Windows 7 und Windows Vista auf. Die Messungen wurden mehrfach wiederholt und eine Ursache ist nicht bekannt. Die Werte lassen allerdings darauf schließen, dass bei Windows 7 die minimale Framerate über weite Abschnitte wesentlich schlechter war, als bei Windows Vista. Natürlich kann es auch ein Messfehler seitens H.A.W.X. gewesen sein, da die Darstellung flüssig war und keine groben Ruckler auffällig wurden.
Festplatten- und USB-Geschwindigkeit
Die Festplatten- und USB-Geschwindigkeit haben wir mit zwei Programmen getestet: HDTune Pro diente als Testprogramm für die theoretischen Leistungswerte und FileCopy Test half uns bei der Ermittlung der Leistung in der Praxis.
Festplatten-Performance
Bei HDTune Pro kann sich Windows XP sehr knapp an die Spitze absetzen, wobei Vista etwa 3 MB/s langsamer ist.
Mit FileCopy Test haben wir das Testmuster „Prog“ auf derselben Partition erstellt und im Anschluss auf eine Zielpartition kopiert.
Hier siegt Windows 7 auf ganzer Linie, während XP am langsamsten ist.
Auch beim Kopiervorgang von einer Partition zur anderen konnte sich Windows 7 klar an die Spitze absetzen, wobei diesmal Windows Vista mit Abstand am langsamsten ist.
USB-Performance
Die Ergebnisse von HDTune Pro stehen in keinem Verhältnis zu den Messungen mit FCTest und so zeigt sich einmal mehr, dass synthetische Benchmarks nicht zwanghaft Rückschlüsse auf die tatsächlich zu erwartende Geschwindigkeit zulassen. Beim Erstellen des MP3-Musters auf dem USB-Stick war Windows 7 vernachlässigbar schneller, während Windows Vista beim Kopieren vom USB-Stick auf die Festplatte siegt. Windows XP ist zumindest beim Kopiervorgang sehr abgeschlagen.
Fazit
Der Leistungsunterschied zwischen Windows 7 und Windows Vista bleibt gering, doch inzwischen gibt es keinen Grund mehr für den Kauf von Vista. Windows 7 ist erhältlich und bietet in weiten Bereichen bessere Leistung als Windows XP. Die 64-Bit-Version setzt auch der Speichernutzung keine Grenze mehr und so ist man auf dieser Front heute einzig durch das Mainboard limitiert.
Trotzdem Windows 7 gute Leistung zeigen konnte, bleiben nach wie vor ein paar kleine Unschönheiten an der sonst sauberen Fassade. Hier wäre zum Beispiel zu nennen, dass man durch die Wahl eines klassischen Themes offensichtlich mehr OpenGL-Leistung erhält. Wie viele solcher kleinen Probleme es noch gibt, kann man im Moment schwer sagen, im Großen und Ganzen sind wir jedoch mit der Leistung des Vista-Nachfolgers zufrieden.