Bestanden die älteren Modelle von Wiko noch größtenteils aus Plastik und einem einfachen Mediatek-Prozessor, so wird jetzt mehr Wert auf anständige Mittelklassetechnik und ein schönes Äußeres gelegt. Auf diese Weise will sich Wiko Stück für Stück einen größeren Marktanteil erarbeiten. Das Wiko Ridge 4G wurde erstmals auf dem Mobile World Congress 2015 in Barcelona vorgestellt. Es hat ein 5-Zoll IPS-Display, einen Snapdragon 410 Prozessor mit 1,2 GHz, den Adreno 306 Grafikchip, 2 GB Arbeitsspeicher und 16 GB internen Speicher. Die Hardwareschotten konnten das Gerät zwei Wochen ausgiebig testen.
Erster Eindruck & Lieferumfang
Das Smartphone wird in einem kompakten Karton geliefert, der neben dem Ridge 4G noch eine Bedienungsanleitung, den Garantieschein, ein Ladegerät mit USB-Kabel, ein In-Ear-Headset mit Ohrstöpseln in verschiedenen Größen und einen SIM-Karten-Adapter für Nano- auf Micro-SIM beinhaltet.
Das Design des Telefons ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Doch die mikrofaserähnliche Rückseite ist mal was anderes und sorgt für einen angenehmen und sicheren Griff. Das größtenteils aus Kunststoff gefertigte Gehäuse wird von zwei orange glänzenden Metallrahmen an den Seiten ergänzt und verleiht dem Ridge 4G ein schickes Äußeres. Trotz dem vielen Kunststoff wirkt es nicht billig. Einmal angehoben, fallen sofort das geringe Gewicht von 125 Gramm und das flache Design auf. Den Ein-/Aus-Schalter hat Wiko zusammen mit der Lautstärke-Wippe an der rechten, den Micro-USB-Anschluss auf der unteren und den Kopfhöreranschluss auf der oberen Seite angebracht.
Um an den SD-Karten-Steckplatz zu gelangen, muss die Rückwand abgenommen werden, was durchaus eine Mischung an Fingerspitzengefühl und Kraft benötigt. Mit ein bisschen Übung hat man aber den Dreh raus. Das Schließen verläuft dagegen deutlich leichter. Der Deckel muss nur an allen Stellen zugedrückt werden, bis er eingerastet ist. Nachdem die Abdeckung entfernt wurde, sieht man zuerst den großen 2400-mAh-Akku, welcher den Platz fast vollständig ausfüllt. An der rechten und linken oberen Seite sind die beiden SIM-Kartenslots. Rechts nur für Micro-SIM (SIM-Slot 1) und links für Micro- und Nano-SIM (SIM-Slot 2) in Kombination mit dem Micro-SD-Karten-Steckplatz, der offiziell bis zu 64GB unterstützt. Durch die Kombination der Steckplätze von SD- und SIM-Karte ist es nicht möglich zwei SIM-Karten und eine SD-Karte zu verwenden, sondern man muss sich für eine der beiden Möglichkeiten entscheiden. Spätestens jetzt fällt auf, dass der Akku leider fest verbaut ist.
Rückseite: offen
Vergleich mit Sony Xperia Z3
Kommunikation
Das Ridge 4G verfügt über eine Dual-SIM-Funktion. Daher können zwei SIM-Karten simultan genutzt werden. Somit bleibt einem das Lästige hin- und herwechseln zwischen den SIM-Karten erspart. Das Trennen von privaten und geschäftlichen Telefonaten über zwei Nummern oder die Aufteilung von Telefonaten und mobilen Internetanbieter - auf zwei verschiedene Anbieter - ist so deutlich leichter möglich. Des Weiteren verfügt das Smartphone über ein LTE-Modem, die WLAN-Standards b, g, n und Bluetooth 4.0.
Die ersten Schritte
ohne und mit App-Drawer
Das Ridge 4G wird mit dem Kitkat-Android (Version 4.4.4) und nicht mit dem aktuelleren Android 5.0 ausgeliefert. An dieser Stelle sieht man die ersten Einsparungen des Herstellers. Ob es noch ein Update auf 5.0 geben wird, ist derzeit nicht bekannt. Die Android-Oberfläche an sich entspricht fast dem Vanilla Android, hat jedoch keinen App-Drawer. Der App-Drawer ermöglicht eine Übersicht von allen installierten Apps auf dem Gerät. So kann der User selbst entscheiden, welche Apps er vom Homescreen aus starten möchte. Ohne App-Drawer befinden sich alle installierten Apps auf den Homescreens, was für Einsteiger die Bedienung bis zu einem gewissen Grad erleichtert, aber auch verkomplizieren kann. Alternativ kann ein Launcher wie z.B. der Google-Now-Launcher oder ähnliche Anwendungen installiert werden. Die gewöhnungsbedürftigen großen, bunten Icons dürften dem einen oder anderen User nicht zusagen.
Die Grundausstattung liefert nur ein sehr kleines Paket an Hintergrundbildern, Sounds und ähnlichen. Man könnte fast sagen, nur das Nötigste sei installiert. Doch die vorinstallierten Apps trüben das Ganze etwas, denn Sie lassen sich bei Bedarf leider nicht deinstallieren.
Dank der 1,2 GHz des vierkernigen Snapdragon 410 und den 2 GB RAM lassen sich die Menüs flüssig wechseln. Auch die meisten Spiele laufen ohne Probleme, sofern Sie nicht zu aufwendig sind.
Von den 16 GB internen Speicher werden 4 GB für das Betriebssystem reserviert. Es bleiben also noch 12 GB für den User übrig. Wem das zu wenig ist, der kann den Speicher mittels einer microSD-Karte erweitern.
Bildschirm & Kamera
Rückkamera ohne Zoom
Rückkamera 3-facher Zoom
Rückkamera Nahaufnahme
Frontkamera Nahaufnahme
Das 5 Zoll Display hat eine HD-Ready-Auflösung von 1.280x720 Bildpunkten und eine Pixeldichte von 294 ppi, was in Kombination eine anständige Detailschärfe ergibt. Das Bild verfügt - dank des verbauten IPS-Panels - über einen guten Kontrast und kräftige Farben. In den Grundeinstellungen wirkte das Rot etwas zu kräftig, was sich in den Einstellungen aber anpassen lässt. Die maximale Helligkeit dürfte mit ca. 425 cd/m² und einer recht gleichmäßigen Ausleuchtung in dieser Preisklasse konkurrenzlos sein. Damit erkennt man auch bei starkem Sonnenschein die Inhalte auf dem Display.
Das Rigde 4G hat zwei Kameras, die Hauptkamera mit LED-Blitzlicht auf der Rückseite mit 13 Megapixeln und die schon fast unverzichtbare Frontkamera für Selfies mit immerhin noch 5 Megapixeln. Beide Kameras schießen ordentliche und scharfe Fotos. Für Makroaufnahmen sind beide Kameras nicht zu gebrauchen. Wie man bei dem Bild der Frontkamera sieht, kann das vordere Blatt nicht fokussiert werden. Bei zu schlechten Lichtverhältnissen werden die Bilder etwas zu dunkel. Der Sensor ermöglicht einen sechsfachen Zoom, auch wenn der Digitalzoom von Smartphones eigentlich nicht in der Lage ist, das zu leisten. So verwundert es auch nicht, dass spätestens ab der dreifachen Zoomstufe die Aufnahmen unscharf sind. Für den gelegentlichen Schnappschuss sollte die Qualität der Fotos definitiv ausreichen.
Im täglichen Gebrauch
Im Standby-Modus sorgte der Akku für eine lange Laufzeit und dürfte die vom Hersteller versprochenen 247 Stunden auch schaffen. Doch unter Dauerbelastung, getestet mit PCMark for Android, erreichte der 2400-mAh-Akku nach nur ungefähr 7,2 Stunden seine Belastungsgrenze. Aber um fair zu sein: eine solche Belastung wird doch eher selten der Fall sein. Bei einer "normalen" Nutzung des Smartphones kommt man sicher durch den Tag und - je nach Gebrauch - auch über den nächsten. Für das Preissegment auf jeden Fall eine starke Leistung. Kleiner Kritikpunkt an dieser Stelle: Das Smartphone ließ sich im Test nicht über einen USB-Port am PC aufladen, trotz ausgewählten "Nur-Laden-Modus".
Die Sprachqualität während des Telefonierens machte einen guten Eindruck. Alles wurde klar und mit einem guten Klang wiedergegeben. Auch die Freisprecheinrichtung überzeugte mit einer sauberen Übertragung. Lediglich bei maximaler Lautstärkeeinstellung verzerrte der Lautsprecher auf der Rückseite den Ton.
Bei der Musikwiedergabe fiel das Urteil jedoch etwas schlechter aus. Für das gelegentliche Hören zwischendurch sollte es reichen. Die Wiedergabe der tieferen Töne wirkte übersteuert und knarzte.
Wer lieber zum Spiel, anstatt zur Musik greift, um sich die Langeweile im Büro zu vertreiben, ist mit dem Ridge 4G besser bedient. Die meisten getesteten Spiele liefen absolut flüssig. Nur sehr hardwarehungrige Apps sollten gemieden werden, wenn man kein Ruckeln haben will.
Ein Blick auf die Benchmarks zeigt dies auch in Zahlen.
Benchmark |
Ridge 4G
|
Galaxy J5
|
Xperia Z3
|
AnTuTu v5.7.1 |
20743 |
20849 |
41680 |
3D Mark Ice Storm Extreme |
2674 |
2625 |
Maxed Out |
Geekbench 3 Single-Core |
484 |
473 |
954 |
Geekbench 3 Multi-Core |
1450 |
1428 |
2830 |
GFX Bench Manhattan |
254,5 |
240,3 |
806,0 |
GFX Bench Manhattan Offscreen |
113,8 |
112,1 |
697,4 |
GFX Bench T-Rex |
561,1 |
528,0 |
1640 |
GFX Bench T-Rex Offscreen |
298,6 |
293,5 |
1490 |
In der Mittelklasse kann sich das Smartphone von Wiko durchaus gut behaupten. Im Vergleich mit dem Galaxy J5 schneidet das Ridge 4G etwas besser ab, was wohl auf die 2GB statt die 1,5GB RAM Arbeitsspeicher zurückzuführen ist, da sowohl Prozessor (Snapdragon 410), wie auch Grafikchip (Adreno 306) gleich sind. Doch mit dem höherklassigen Xperia Z3 von Sony mit Snapdragon 801, 3 GB RAM und Adreno 330, kann es einfach nicht mithalten. Dies ist auch nicht der Anspruch des Ridge 4G.
Fazit
Wiko hat mit dem Ridge 4G ein wirklich gutes Smartphone geschaffen, das mit einem Preis von knapp 200 Euro hardwaretechnisch auch mehr zu bieten hat, als seine Konkurrenten. Erhältlich ist es in den Farben Champagner/Weiß, Grau/Schwarz, Schwarz/Türkies und dem hier getesteten Schwarz/Orange.
Im Bereich der Dual-SIM-Smartphones ist das Ridge 4G preisleistungstechnisch so gut wie konkurrenzlos. Spielt dieses Feature bei der Auswahl keine Rolle, gibt es mehr mögliche Alternativen, wie z.B. das Samsung Galaxy J5 oder das Moto G von Motorola , die, im Gegenteil zu dem Ridge 4G, jeweils mit dem aktuellen Android 5.1 ausgestattet sind.
Vorteile | Nachteile |
- überdurchschnittliche Akku-Laufzeit
- gute Performance
- 2 GB RAM / 16 GB interner Speicher
- gutes Display mit hoher max. Helligkeit
- gut verarbeitet
- Dual-SIM
|
- fest verbauter Akku
- nur Android 4.4.4
- unattraktive Icons
|