NZXT ist seit Jahren ein etablierter Hersteller für PC-Gehäuse. 2010 führte man die erfolgreiche Phantom-Serie ein, welche mittlerweile durch viele Ableger und Nachfolger in verschiedenen Größen und Ausführungen auf den Markt vertreten ist.
Mit dem Phantom 820 stellte NZXT jüngst das neueste Flaggschiff dieser Serie vor. Dies zeigt sich auch durch den Preis: etwa 240 Euro. Das ist so viel wie manche für Mainboard, CPU und Arbeitsspeicher zusammen zahlen. Doch dafür bietet der Big-Tower, von NZXT als Ultra + Tower eingestuft, sehr viel und kann selbst große Radiatoren für Wasserkühlungen und bis zu neuen Lüfter problemlos unterbringen. Phantom-typisch ist auch das asymmetrische Design mitsamt dem Seitenfenster. Doch ist das große Gehäuse wirklich sein Geld wert? In unserem Testbericht wird sich der NZXT Phantom 820 dieser Frage stellen müssen.
An dieser Stelle wollen wir uns bei Caseking.de bedanken, die uns das Testsample zur Verfügung gestellt haben.
Lieferumfang und Ersteindruck
Schon das Paket kommt in riesigen Dimensionen daher. Das als „Sonderversand” deklarierte Paket gibt bereits erste Hinweise darauf, womit wir es hier zu tun haben werden. Die Verpackung ist designtechnisch eher klar und zurückhaltend. Im Innern wurde das Objekt der Begierde sicher und gut mit Styroporteilen verpackt. Mit fast 15 Kilogramm ist der Phantom 820 sicherlich kein Leichtgewicht, was mal eben schnell zu einer Lan-Party mitgenommen werden will - schon alleine die Maße mit 24 x 65 x 61 (B x H x T) Zentimetern sprechen eher dagegen. Andererseits ist der Phantom 820 ein absoluter Hingucker der auch aufgrund der Größe gezeigt werden will. Wie heisst es doch? Wer schön sein will, muss leiden.
Als Zubehör liegt dem Tower eine ausführliche Anleitung und eine weiße Box bei. In der Box befinden sich alle wichtigen Schrauben für die etwaigen Montagen.
Der Phantom 820 ist auf den ersten Blick sehr gut verarbeitet und macht einen äußerst hochwertigen Eindruck. Haben wir anfangs an der Bezeichnung der Farbe Gunmetal noch gezweifelt, überzeugt uns der Anthrazit-Lack, welcher mit edlem, metallischem Glanz daherkommt, vollends. Wem die Farbe jedoch trotzdem nicht zusagt, kann auch alternativ auf mattes Schwarz oder Weiß zurückgreifen.
Technische Details:
- Maße: 241 x 650 x 612 mm (B x H x T)
- Material: Stahl
- Gewicht: 14,78 kg
- Farben: Gunmetal, Schwarz, Weiß
- Formfaktor: XL-ATX, E-ATX, ATX, Micro-ATX, SSI EEB, SSI CEB
- Lüfter insgesamt möglich:
1x 200 mm (Vorderseite) ab Werk
1x 140/120 mm (Rückseite, variable Höhe), 1 x 140 mm ab Werk
1x 140/120 mm (HDD-Käfig)
1x 200 mm (linkes Seitenteil) ab Werk
2x 200/140 / 3x 120 mm (Deckel), 1 x 200 mm ab Werk
2x 140/120 mm (Boden)
- Lüftersteuerung: 4 Kanäle, 10 Lüfter, mehrere Stufen (max. 15 W pro Kanal)
- vorinstallierte Staubfilter: Vorderseite, Seitenteil, Deckel, Boden
- Laufwerksschächte:
4x 5,25 Zoll (extern, werkzeuglos)
6x 3,5/2,5 Zoll (intern, 3,5 Zoll werkzeuglos)
- Netzteil: 1x Standard ATX (optional)
- Erweiterungsslots: 9
- I/O-Panel: 2x USB 3.0 (interner Anschluss), 4x USB 2.0, SD-Cardreader, 1x je Audio In/Out
- Maximale Grafikkartenlänge: 355 mm
- Abstand Mainboardtray zur Seitenwand: 208 mm
Außen
Der Ersteindruck täuscht nicht: die Verarbeitung ist durchweg auf hohem Niveau. Die Frontklappe ist äußerst stabil und wird durch starke Magneten beim Zuklappen festgehalten. Vom Design her ist das Flaggschiff definitiv zurückhaltener als beispielsweise die erste Phantom-Generation. Dazu trägt auch der edle Gunmetal-Lack verstärkend bei. Das angesprochene asymmetrische Design mag vielleicht Geschmackssache sein, aber uns gefällt es. In der Front sorgt hinter dem Mesh-Gitter ein vormontierter 200-mm-Lüfter für genügend Frischluftzufuhr.
Das Seitenfenster gestattet einen Einblick in das Gehäuseinnere - zusätzlich ist im Seitenteil ein weiterer 200-mm-Lüfter angebracht. An der Unterseite des Gehäuses, vorne und hinten, sind praktische, mittels Einrasten hervorholbare, Staubfilter montiert, die man so auch leicht reinigen kann. Die Seiteteile sind äußerst passgenau und lassen sich sehr einfach durch drei Daumenschrauben schließen und öffnen.
Die Rückseite gewährt uns einen Blick auf die neun Erweiterungsslots, den Netzteilplatz und auf den vorinstallierten 140-mm-Lüfter, welcher ganz einfach nach Bedarf in der Höhe variabel einstellbar ist. Dass der Phantom 820 auch oder gerade besonders für Wasserkühlungen in Betracht gezogen werden kann, zeigen die vier Ein-/Ausgänge für Schläuche. Auch an der Oberseite wird es luftig: hier hat NZXT zur besseren Gehäusebelüftung den dritten ab Werk installierten 200-mm-Lüfter platziert.
Das sogenannte Frontpanel mit den externen USB-Anschlüssen hat NZXT auf der linken Oberseite platziert. Ganze sechs Anschlüsse stehen dem Käufer zur Verfügung - davon 4 x USB2.0 und 2 x USB3.0. Auf der rechten Oberseite findet man den Power- und Resetbutton vor. Doch damit nicht genug: Auch eine stufenweise einstellbare 4-Kanal-Lüftersteuerung mit maximal 15 Watt pro Kanal und die Audio-Anschlüsse für Kopfhörer und Mikrofon sind hier verbaut.
Hinter der Klappe verbirgt sich ein weiteres Schmankerl des Phantom 820. NZXT spendiert dem XL-Tower einen integrierten SD-Card-Reader und eine LED-Beleuchtung samt komplexer Steuerung. Während der rechte Button lediglich für die LEDs in Höhe der ATX Blende zuständig ist - auch an der Rückseite, um die Erweiterungsslot sehen zu können! -, kann man mit dem Drehknopf und dem linken Button die verschiedenen Farben und Modi der Beleuchtung einstellen. Wie genau das dann aussehen kann, ist weiter unten zu sehen. Das Seitenteil in der Rückansicht mit dem 200-mm-Lüfter und dem Plexiglasfenster bringt bereits auch ein ordentliches Gewicht auf die Waage - hier zeigt sich, dass man nicht mit dem Material geknausert hat. So sollte man es bei einem Gehäuse dieser Preisklasse aber auch erwarten dürfen.
Innen
Ein erster Blick in den in gleicher Farbe komplett lackierten Innenraum lässt keinen Zweifel offen wieviel in den riesigen Phantom 820 hineinpasst. Das Mainboard-Tray, welches Formate von µATX bis XL-ATX unterstützt, verfügt über eine große Aussparung für den unkomplizierten Einbau des CPU-Kühlers. Sehr auffällig sind die vielen Kabeldurchführungen - so steht einer sauberen Kabelverlegung nichts mehr im Wege. Zwei Zentimeter Abstand hinter dem Tray zur Gehäusewand tragen dazu zusätzlich bei, dass die Kabel mühelos versteckt werden können. An der Rückseite sind sämtliche Kabel unter anderem auch die der vorinstallierten Lüfter zu sehen, welche bereits sauber zusammengebunden sind. Die Lüfter sind schon an der internen Lüftersteuerung angeschlossen und für etwaige weitere Lüfter sind Verlängerungskabel vorbereitet, so dass man diese nur noch dort anschließen muss und dann ebenfalls direkt ansteuern kann.
Ein besonderes Highlight ist der untere, herausnehmbare Festplattenkäfig. Benötigt man diesen nicht kann man so nochmals mehr Platz für einen besseren Airflow schaffen. Vor dem oberen, fest installiertem Käfig hat man die Möglichkeit einen 120- oder 140-mm-Lüfter zu montieren um so die Festplatten effektiver kühlen zu können. Grundsätzlich bietet der Phantom 820 für bis zu sechs 2,5''- oder 3,5'' Festplatten Platz. Dafür stehen entkoppelte Kunststoff-Schienen zur Verfügung auf die dann die Laufwerke befestigt und dann von der rechten Gehäuseseite (von vorne gesehen) in die Käfige bis zum Einrasten eingeschoben werden.
Wo wir bereits schon mehrmals den enormen Platz des Gehäuses erwähnt haben, wollen wir dies auch an ein paar Zahlen festmachen: Netzteile werden bis 190 mm, Grafikkarten bis 355 mm Länge und CPU-Kühler bis 183 mm (bzw. 153 mm mit Seitenlüfter bei sehr ausladenen CPU-Kühlern) unterstützt. Für Wasserkühlungen hat NZXT neben den vier Schlauchöffnungen Platz für einen 360er Radiator samt Lüfter im Deckel und einen bis zu 280 mm langen Radiator am Boden gedacht (wenn man auf den HD-Käfig verzichtet). In der Front können bis zu vier externe 5,25 Zoll Laufwerke installiert werden - und das werkzeuglos.
Praxis
Die Montage der Komponenten gelingt dank des enormen Platzangebotes sehr schnell und einfach. Auch unser Scythe Mugen freut sich über die großzügige Kopffreiheit. Bei den internen Kabeln sollte man keinesfalls die beiden vorhandenen Stromkabel vergessen mit anzuschließen, da diese zum einen für die Lüftersteuerung und zum anderen für die Beleuchtung nötig sind.
Nachdem alle Komponenten ordentlich verbaut wurden, betätigten wir auch schon den Power-Button, was uns mit einer strahlenden Beleuchtung gedankt wird. Ein gewohntes „Piepen” beim Start des PCs entfällt, da leider ein entsprechener Speaker nicht mit im Lieferumfang ist.
Wie auf dem animierten Bild zu sehen, kann man die Farbe mit dem „Jog-Dial” stufenlos auf die gewünschte Farbe einstellen. Durch den LED-Mode-Button kann man zudem problemlos zwischen den verschiedenen Beleuchtungsoptionen hin- und herschalten. Wer an der Rückseite des Gehäuses werkeln oder Kabel anschließen muss, kann die praktische zusätzliche LED-Beleuchtung nutzen, damit Licht ins Dunkel kommt.
In Sachen Lautstärke ist der NZXT Phantom 820 sicherlich kein Leisetreter: erst in der untersten Stufe sind die Lüfter kaum noch wahrnehmbar. Aber der riesige Tower ist auch nicht als Silentgehäuse gedacht. Schön ist auch die Lösung der 4-Kanal-Lüftersteuerung, welche ja über keine Anzeige verfügt. Die Leuchtkraft der LEDs passt sich der gewählten Lüfterumdrehung an.
Fazit
Um die eingangs aufgekommene Frage zu beantworten, ob der NZXT Phantom 820 Big-Tower wirklich sein Geld wert ist: Ein ganz klares Jein. Verarbeitung und Ausstattung sind definitv der Oberklasse würdig. Aber das bekommt man für knapp 240 Euro bei anderen Herstellern auch. Wichtig ist, dass einem das Design des Phantom 820 zusagt, denn das ist einmalig auf dem Markt und sicherlich ein Hingucker. Ebenfalls die mehrfarbige und stufenlos regelbare LED-Beleuchtung ist einzigartig. Wer also auf der Suche nach etwas Besonderem hinsichtlich Design und Features ist und seiner Hardware viel Platz und Luft gönnen möchte, für den könnte also NZXT's Flaggschiff genau richtig sein. Aber auch Wasserkühlungs-Fans kommen bei dem Phantom 820 aufgrund der vielen Einbaumöglichkeiten für Radiatoren voll auf ihre Kosten.